Kritiken

Es ist eine Ambivalenz zwischen Spontaneität und Bewusstsein, zwischen schöpferischem Einfall , Experiment und gezieltem Eingriff, zwischen Zufall und Ordnung, das die aktuelle Serie der Künstlerin Heike Hidalgo ausmacht.. „Terra mobilis“, so lautet der Titel dieser Bilder, in denen uns eine archaisch anmutende Formen- und Weltentstehung begegnet. (…) Es sind Bilder, die in ihren malerischen und haptischen Stofflichkeiten faszinieren (…).

Heike Hidalgos Bilder haben große sinnliche Qualitäten, der samtige Glanz, die glasklare, reduzierte Ästhetik, die haptischen Feinheiten und die Weite ergeben eine Aura, die den Betrachter mitnimmt in neue Dimensionen. Sie will uns teilhaben lassen an einer Reharmonisierung des Verhältnisses von Mensch und Natur und übermittelt uns die Wirkung der Elemente durch ihre stoffliche Gestalt.
Dr. Ute Maasberg, in : Terra mobilis – Katalog zur Ausstellung in der Galerie der Volksbank BraWo, Braunschweig, Mai/Juni 2013

Heike Hidalgo erfindet ihre Landschaft, ihr Niemandsland, erschafft es durch Farben aus Gesehenem, Erinnertem, aus Vorstellungen, Gefühlen, Stimmungen, Dynamik ist ein Grundprinzip, Bewegung vom Aufkeimen bis zum Vergehen ist der Atem jeder Bilderzählung. Heike Hidalgo ist Malerin aus Leidenschaft. Farbe ist ihr stärkstes Ausdruckmittel. Vom reinsten Blau über suggestives Grün und Rot bis zu tonwertigen Farbklängen beherrscht sie ihre Palette und nutzt sie zu Mitteilungen, von denen die assoziativ erspürte Landschaft, das Erinnerungsland, das Niemandsland ein Kapitel ihrer Themenvielfalt ist.
Marianne Winter, in: Heike Hidalgo – Niemandsland , Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Salzgitter, Februar 2008

(…) Da sieht man stark farbige Blöcke in blutähnlichem Rot und tiefem Schwarz. Teilweise sind sie durch scharfe Linien und andere grafische Elemente begrenzt. Weiße, wohlige Flächen drängen sich nach vorn, um der dramatisch angeordneten Szene ein wenig Leichtigkeit zu geben. Da sieht man viel sattes, nuancenreiches Grün in einer Bilderreihe auf Papier. Angesogen von dieser Üppigkeit, interessiert der poetische Text: „Grün, wie ich dich ersehne und nach dir verlange, Grün. Worte und Farben verschmelzen zu einer sehr überzeugenden, sinnlichen Eigenwelt.

In ihren neuesten wundersamen Bildern bleibt Heike Hidalgo in der himmlischen Sphäre. Hier verzichtet sie angenehm auf grafische Elemente, die dem Betrachter keinen Halt mehr im Bildraum, keinen Halt mehr in einem Zentrum bieten. Dafür schwebt der Blick im dunklen Bildraum, kreist zwischen Wolken und Nebelschwaden, entlarvt Glut und Eis. Eine kontrastreiche und spannungsgeladene Malerei.
Anke Weihmann, Zwischen den Wegen… Gedichte inspirieren die Malerin Heike Hidalgo, in: Braunschweiger Zeitung , 18.9.2003

(…) Von Zentren und Horizonten erzählen die Zeichnungen und Gemälde von Heike Hidalgo. Erratische (Form)Blöcke oder fließende (Farb)Felder charakterisieren jeweils eine Form. Die Farben sind immer kräftig, selbst wenn sie in vielen Nuancen abgestuft sind.

Gefühlswerte allgemeiner Art erreichen den Betrachter vom Bild her: das Verschwimmen einer Mitte oder das Verfestigen einer Mitte, das Dramatisieren einer horizontalen oder vertikalen Bewegung oder ihr Beruhigen. Solche allgemeinen Werte sind wie eine Eingangscode.
Heinz Thiel, in: Heike Hidalgo, jenseits von dir, von mir, Katalog zur Ausstellung in der Galerie der NORD LB, Hannover, September 2000

(..) Diese Ambivalenz zwischen, wenn man so will, naturhaften „beseelten“ Bereichen und solchen einer rational durchstrukturierten Tektonik, zwischen Introvertiertheit und einer aus dem Bild auf den Betrachter überspringenden Attacke, geben den Arbeiten im Widerstreit von Bewegung und Gelassenheit eine bewusst herbeigeführte Dissonanz, die sich nur zögernd in die Harmonie der in großen Zügen entworfenen Ordnungen auflöst.

Körper und Landschaft, eingesetzt mehr als assoziativ lesbares Fragment denn als erzählerisches Element des Bildes, bilden auch in Heike Hidalgos Malerei die beiden Seiten ein und desselben Phänomens, die zur Ergründung eines grundsätzlichen Problems der Darstellung herangezogen werden. Die beschriebene Formreduzierung und Rhythmisierung der Bildfläche nämlich erzeugt Spannungen, die nicht mehr individueller Natur sind, sondern dazu neigen, sich als tiefer Eingriff in elementare Zusammenhänge darzustellen.
Krimhild Störer, Einführung zur Ausstellung Nordenham Januar 1998

Das Absurde, der Kampf des Menschen in und mit seiner Umwelt: bevorzugte Themen von Heike Hidalgo, deren Acryl- und Ölkreidebilder in der Marktkirche zu sehen sind.

Die Schau trägt den Titel „Don Quijote – Illusion und Sturz“. Die Künstlerin ist immer dann am stärksten, wenn die einzelne Figur ins Zentrum rückt und nur mit Schwarz, Weiß, Rot arbeitet. Auf diese Weise gelingen auch interessante Interpretationen des Sisyphus-Motivs.
Neue Presse Hannover, Mai 1996

Heike Hidalgo schafft mit ihren dynamischen, stark abstrahierenden Bildern eine Welt jenseits der Wirklichkeit. In der Dynamik der Komposition mag sich ein barocker Formwille entfalten. Gerade in diesen Darstellungen des stürzenden Menschen entfaltet sich eine beeindruckende Dynamik, die durch eine vertikale Strichführung und durch einen modellierenden Farbauftrag erzielt wird. Sicherlich ist Heike Hidalgo weder eine abstrakt noch eine figurativ arbeitende Künstlerin. Die in der Ausstellung gezeigten Bilder stehen genau an der Schnittstelle zwischen beiden Möglichkeiten.
Braunschweiger Zeitung, Wolfenbüttel Oktober 1996

Die Bilder erzählen von Spannungen und Widersprüchen, von der Zerrissenheit der menschlichen Psyche, aber auch von der ungeheuren Kraft, die aus schwierigen Lernprozessen erwächst. Beeindruckend ist vor allem die Farbgebung – nach Art der expressionistischen Schule Kandinskys sehr intensiv und durch die Grundfarben Rot, Gelb und Blau geprägt.
Nordwestzeitung 1995

Aber die Farben von Heike Hidalgo überschritten schon im Anfang alle Maßregelung und Einschränkung. Sie verweigerten sich jedem System und appellierten an Gefühle wie z. B. für Kraft und Wärme, aber auch für Bedrückung und Schmerz. Graphische Elemente, – heftige Bündelungen, lineare Akzentuierungen, – haben inzwischen zugenommen. Dagegen oder dahinter schimmern und glänzen die Farben, sie suggerieren Körper und Atem, sie wehren sich gegen jede bevorstehende Unterdrückung. So scheinen Verstand und Gefühl in permanenter Auseinandersetzung auf den Betrachter/die Betrachterin einzuwirken.
Beatrix Nobis, in: Heike Hidalgo, Körperlandschaften, Katalog zur Wanderausstellung der NORD LB 1994

Heike Hidalgos Arbeiten sind überraschender Ausdruck einer künstlerischen Besessenheit und einer vitalen Kraft schöpferischer Gestaltung ihrer inneren Welt. Vor dem Hintergrund intensiver Zeichenstudien in den von ihr geliebten phantasieanregenden Schrotthalden, vor denen sie von den unbrauchbar gewordenen verbogenen und zerschlagenen Überresten einer umweltzerstörenden technischen Zivilisation fasziniert ist, entstehen die Serien ihrer farbintensiven Bildgestaltungen in verschieden großen Formaten. Man erkennt bei näherer Betrachtung die Rudimente verbeulter Autotüren, ausgediente Scheinwerfer, weggeworfene Blechdosen, Überreste einstiger Auspuffrohre, verrostete Kühlergrills oder auch die bizarren Einzelteile eines Schaufelbaggers, der die sperrigen Metallelemente immer wieder zusammenschiebt, verbiegt und bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Doch all dieser Schrott, wie er sich auf den Schrottplätzen ansammelt, erscheint nur als spärliches Zitat einer sich überlagernden, auflösenden oder untergehenden Formenvielfalt, denn die Bilder der Künstlerin in Acryl oder Öl, in Mischtechniken mit Kreide und Kohle auf saugfähigen Büttenkarton oder auch auf Leinwand gemalt, leben von der Intensität der gegeneinander gesetzten oder übereinander geschichteten Farbelemente. Sie ergeben in der Abstufung des Grün und Blau, des Braun und Weiß eine immer wieder überraschend reizvolle Farbkomposition. Heike Hidalgo sieht sich dabei auch angeregt durch das blühende Unkraut auf den Schrott- und Schutthalden, das die untergegangene technische Gebrauchskultur überwuchert, was eine Künstlerin trösten muß, die die Natur in ihrem organischen und elementaren Reichtum als Zeichen einer unbesiegbaren Schöpfung bewundert.
Prof. Dr. Paul Raabe: Katalog zur Ausstellung Don Quijote- Illusion und Sturz, Braunschweig/Neapel 1994